
Sanierung Stadtkirche Mylau
Ein kurzer Rückblick - Zeitraum 2005 bis 2020
( Stand Mai 2020 )
Herbststurm im November 2004. Gusseiserne Teile des ca. 6,0 Meter langen Kreuzes vom Hauptturm fallen aus 72 Meter Höhe auf die Burgstraße, den Kirchenvorplatz und vor die Schultür der Grundschule Heubnerring. Das schwerste Teilstück von 24 kg hinterließ nur eine noch heute zu sehende Delle am Handlauf des Vorplatzgeländers. Ansonsten keine weiteren Schäden. Nicht an Autos, ein Teil landete genau zwischen zwei Autos, die in einem Abstand von nur ca. 1.50 Meter zu einander standen. Nicht am Kirchendach oder Dachrinnen. Ein wahres Wunder! Aber auch ein Fingerzeig vom „Hausherren“ mit der Aufforderung: „Leute, nun kümmert Euch jetzt mal intensiver um mein Haus in dem ich wohne und in dem ich Euch dienen will. Jetzt ist eine gute Zeit dafür, und ich werde Euch meine Hilfe geben“.
Nun begann im Kirchenvorstand das große Fragen und Abwägen nach Art und Umfang, nach finanzieller Absicherung und Vielem mehr. Das verlangte immer wieder große Geduld und „dranbleiben“ bei Behörden, Ämtern und Geldgebern.
Schließlich lag in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro für Bauplanung Dipl. Ing.(FH) A. Bechmann im November 2008 ein abgestimmtes Sanierungskonzept für fünf Bauabschnitte mit einem voraussichtlichen Kostenumfang von 1.230 Mio € und einer Fertigstellung bis zum Jahr 2013 vor.
Nach einigem „Hin und Her“ mit unserer Kirchenbaubehörde, mit der Stadt Mylau, dem Sanierungsträgers KEM und der Sächsischen Aufbaubank konnte das Konzept im Bund-Länder- Förderprogramm „ Städtebaulicher Denkmalschutz (SDP)“ bestätigt werden. Große Erleichterung, als Dank des damals von des Bundesregierung erlassenen Konjunkturpakets II im März 2009 ein „Schnellschuss“ zum Baubeginn erfolgte.
1. Bauabschnitt
Hauptturm, erster Teilabschnitt
Aus finanzplanerichen Gründen seitens der SAB begrenzt von der Höhe Dachtraufe
Kirchenschiff bis zur Turmspitze:
- Errichtung eines Spezialgerüstes mit geprüfter statischen Berechnung,
- Teilerneuerung der Holztragkonstruktion (Auflagerranz der Turmspitze),
- Erneuerung der Dachschalung,
- Neubeblechung mit Kupferblech der Turmspitze einschließlich deren Aufbauten,
Bekrönungen, neue Turmkugel u.ä.,
- Aufarbeitung und Teilerneuerung desTurmkreuzes,
- Neubemalung der Zifferblätter der Turmuhr,
- Erneuerung der Glocken- Schallläden,
- Instandsetzung der Turmfassade mit teilweiser Neuherstellung von Klinkerformsteinen
unterschiedlichster Art durch Sonderanfertigung.
Ausführungszeit: 04/2009 bis 05/2010, Kostenumfang: 316,2 T€.
Danach eine erste Geduldsprobe. Der im Förderprogramm notwendige Finanzierungsanteil
der Kommune von 10% der Bausumme konnte von der Stadt Mylau nicht mehr aufgebracht werden. Dieser Zustand hielt bis zum Jahr 2016 an. Diese Zwangspause hat den Kirchenvor-
stand veranlasst, das erste Sanierungskonzept nach baulicher Dringlichkeit neu zu ordnen.
Im Jahr 2016 fusionierte die Stadt Mylau mit der Stadt Reichenbach. Durch rechtzeitige
Konsultationen mit dem Bauamt der Stadt Reichenbach konnten im Jahr 2016 mit dem

Spezialgerüst am Hauptturm

Verzierungen aus Kupferblech am Fuß der Turmspitze - bisher

Neue Turmkugel (mit alten und neuen Dokumenten bestückt)

Spezialgerüst am Hauptturm
2.Bauabschnitt - Teilabschnitt 1 die Sanierungsarbeiten fortgesetzt werden.
- Horizontalsperrungen zur Trockenlegung der Außenwände in Teilbereichen,
- Provisorische Staubschutzwände und Einhausung der Orgel,
- Risssanierungen an den Gewölben über den Emporen,
- Wandputzerneuerungen nach den Trockenlegungsarbeiten, sowie der Langzeitschäden
auf der der Emporennordseite,
- Malerarbeiten der zuvor benannten Wand- und Gewölbeflächen unter Mitwirkung
des Restaurators, Herrn Brasche aus Lengenfeld,
- Erneuerung der Decke über dem Treppenhaus im nördlichen Flankenturm.
Ausführungszeit: 05/2016 bis 10/2016, Kostenumfang 99,9 T€.

Provisorische Staubschutzwand, Empore Nordseite

Langzeit-Nässeschäden Empore Nordseite

Langzeit-Nässeschäden unter der Empore im Kirchenschiff

Provisorische Staubschutzwand, Empore Nordseite
Da in vorgenanntem Teil 1 aus Finanzgründen nur mit der Innensanierung begonnen werden konnte, wurde im Jahr 2017 der 2. Bauabschnitt – Teilabschnitt 2 in Angriff genommen.
- Abschluss der Innensanierung (Mauertrockenlegung, Putzarbeiten. Malerarbeiten),
- Abschluss der Fassadeninstandsetzung Hauptturm, unterer Teil,
- Beginn Dachinstandsetzung Kirchenschiff, Nordseite.
Ausführungszeit: 07/2018 bis 03/2018, Kostenumfang 359,9 T€.
Alle weiteren Arbeiten bis zur Fertigstellung der Gesamtsanierung konnten in Abstimmung mit
der Stadt Reichenbach als 3. Bauabschnitt in einer Modernisierungsvereinbarung im Juni 2018
zusammengefasst werden. Aus Finanz-und Ausführungszeitgründen war dies wieder nur in Teil-
abschnitten, verteilt auf drei Jahre, realisierbar.

Mauertrockenlegung und Putzerneuerung im Kirchenschiff

Beginn Instandsetzung Dach/Fassade Nordseite

Mauertrockenlegung und Putzerneuerung im Kirchenschiff
3. Bauabschnitt -Teilabschnitt 1
Abschluss der Instandsetzung Dach und Fassade Nordseite
- Erhebliche Eingriffe zur statischen Ertüchtigung des Dachtragwerkes auf Grund von
Langzeitschäden durch Nässeeinwirkungen,
- Neue Dachschalung und neuer Schieferbelag,
- Instandsetzung Fassade, auch hier wieder Sonderanfertigung von Klinkerformsteinen,
- Teilerneuerung des Vierungsturms (Dachreiter) mit statisch bedingter, äußerst komplizier-
ter Gerüst-Unterkonstruktion innerhalb des Dachsprengwerkes.
Ausführungszeit. 05/2018 bis 06/2019, Kostenumfang 358,4 T€.

Schäden am Dachtragwerk Nordseite - bisher

Schäden am Dachtragwerk Nordseite - nach der Erneuerung

Schäden am Dachtragwerk Nordseite - nach der Erneuerung

Schäden am Dachtragwerk Nordseite - bisher
3. Bauabschnitt – Teilabschnitt 2
Instandsetzung Dach und Fassade Ostseite
- Auch hier waren wieder auf Grund von teilweisem Befall von Hausschwamm Eingriffe in
das Dachtragwerk, als auch das Beschaffen von Klinkerformsteinen notwendig,
- Ähnlich den damaligen Arbeiten am Hauptturm war das Aufarbeiten bzw. Neuherstellen
der unterschiedlichen Dachspitzen aus Kupferblech sehr zeit-und kostenaufwendig,
- Innenputzarbeiten Treppenhaus südlicher Flankenturm.
Ausführungszeit: seit 06 /2019, geplante Fertigstellung: Ende Mai 2020
Kostenumfang: gemäß Kostenberechnung voraussichtlich 328,5 T€

Fortsetzung Instandsetzung Dach / Fassade, Nordseite / Ostseite

Schäden am Dachtragwerk Ostseite - bisher

Instandsetzung Vierungsturm (Dachreiter) - statische Verstärkung der Unterkonstruktion innerhalb des Dachsprengwerkes

Fortsetzung Instandsetzung Dach / Fassade, Nordseite / Ostseite
3. Bauabschnitt – Teilabschnitt 3
Instandsetzung Dach und Fassade Südseite
- Art und Umfang der Arbeiten analog der Beschreibung der Teilabschnitte 1 und 2.
- Innenputzarbeiten Treppenhaus nördlicher Flankenturm.
Ausführungszeit: 03 /2020 bis 12/2020
Kostenumfang: gemäß Kostenberechnung voraussichtlich 360,0 T€.

Ende des Jahres 2020 wird die Gesamtsanierung nach 10 Jahren Bauzeit, mit einer
Bauzeitunterbrechung von 5 Jahren und einem Gesamtkostenaufwand von ca. 1.822 Mio € abgeschlossen sein.
Leider war es nicht gelungen, die äußerst wertvollen Bleiglasfenster im Zuge der Sanierungsarbeiten mit instand zu setzen. In 130 Jahren hat der „Zahn der Zeit“ den Fenstern stark zugesetzt. Die Fensterinstandsetzung war ursprünglich im Antrag von 2008 mit ca. 200,0 T€ veranschlagt. Diese Arbeiten sind jedoch nach Auslegung der Förderfähigkeitsbestimmungen „Kunst am Bau“, und die ist in dem SDP-Programm nicht förderfähig.
So wird dieses Problem dem Kirchenvorstand in Zukunft noch einige Kopfschmerzen bereiten.